
Retentionsbecken werden angelegt, um überschüssiges Wasser bei starken Regenfällen zu speichern und Überschwemmungen zu verhindern © Hengl GmbH
Sand, Kies und Schotter prägen nicht nur das Leben im Fluss, sondern auch an Land. Bei Starkregenereignissen sind mineralische Rohstoffe Retter in der Not. Etwa in Form von Sandsäcken oder als Basis von Retentionsbecken zum Schutz vor Überflutungen.
Überflutete Straßen, zerstörte Häuser, defekte Bahnstrecken: Die Septemberflut im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass Hochwasserschutz immer wichtiger wird. Um der Bedrohung durch Überschwemmungen zu entgehen und den Schaden möglichst gering zu halten, heißt es für ländliche Gemeinden und dicht bebaute Städte Vorkehrungen zu treffen.
Vorbeugende Bauweisen
Technischer Hochwasserschutz durch Regulierungen, Dämme, Mauern oder spezielle Hochwasserrückhaltebecken kann die Situation für die Anrainer in der Nähe von Gewässern deutlich verbessern. Die Wahl der richtigen Baustoffe ist hier ein wichtiger Faktor. Bewährt haben sich Baustoffe auf Kalkbasis (z.B. Beton, Putze) oder gebrannte Baustoffe (z.B. Ziegel). Parallel dazu muss Regenwassermanagement bei Bauwerken jeder Art, seien es Industriebauten, Wohnanlagen oder Einfamilienhäuser, mitgedacht werden.
Schwammstadt-Prinzip
Die lokale Wasserspeicherung wird etwa durch das sogenannte Schwammstadt-Prinzip gewährleistet. Im herkömmlichen Wassersystem muss sich das Regenwasser seinen Weg suchen, von Dächern über bis in den Asphalt. Dabei kommt es häufig zur Überlastung der Kanalisation. Das Prinzip der Schwammstadt wirkt dieser Überlastung entgegen. Es lässt sich einfach erklären anhand des Schwamms, den wir aus dem Alltag kennen: Ein Schwamm kann ein Vielfaches seines Gewichts an Wasser aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. Genauso geht es beim Prinzip der Schwammstadt darum, auf dicht besiedelten Flächen möglichst viele „Schwämme“ einzubauen, die Wasser speichern können.

Umgesetzt wird das Prinzip Schwammstadt zum Beispiel durch die Umgestaltung von Dächern. Die dafür benötigten Substrate brauchen einen hohen Anteil mineralischer Rohstoffe, damit alle technischen Funktionen der Erde lange erhalten bleiben © beigestellt
Extensive Dachbegrünung
Umgesetzt wird das Prinzip Schwammstadt etwa durch Umgestaltung von Grünflächen, sowie Begrünung von Fassaden und Dächern, um auch dort Feuchtigkeit zu speichern. Gründächer speichern bis zu 90% des Regenwassers und sorgen so für eine spürbare Entlastung bei Starkregen. Weiteres Plus: die Haltbarkeit des Dachs wird verlängert und Garagen, Carports oder Flachdächer mit wenig Aufwand in artenreiche Lebensräume verwandelt.
Um bei Starkregenereignissen auch die Kanalisation im Notfall vor dem Überlaufen zu schützen, können auch große unterirdische Wasserspeicher angelegt werden. Über Rohre fließen die Wassermassen in Zwischenspeicher, die dann geordnet abgeleitet werden können. Oberirdisch werden Grünstreifen zu Rückhaltebecken umgebaut. Neu gepflanzte Bäume an den Rändern geben Halt und wirken selbst als Wasserspeicher. Wichtig bei der praktischen Umsetzung ist der Boden. Hochwertige Kiese und unterschiedliche Substrate garantieren lange Haltbarkeit. Meist sind die Substrate eine Mischung aus verschiedenen mineralischen Stoffen wie leichten Sanden, Vulkangestein oder Tonziegelbruch. Der mineralische Anteil sorgt für die Struktur und die Drainage sowie für die Beständigkeit und Stabilität der Erde.
Regionale Vorzeigebeispiele
Es gibt auch andere Möglichkeiten sich gegen die sinnflutartigen Regenfälle zu schützen. Die Hochwasserschutz-Anlage in Hadersdorf im 14. Bezirk ist ein gelungenes Beispiel für vorausschauende Planung. Das ausgeklügelte Schutzsystem wurde ursprünglich um 1900 errichtet und laufend adaptiert. Es besteht aus 6 Rückhaltebecken und schützt die Bevölkerung vor Überschwemmungen.
Der Wienfluss führt im Normalfall circa 200 Liter (0,2 Kubikmeter) Wasser pro Sekunde. Bei Hochwasser kann dieser Wert in kurzer Zeit auf über 450.000 (450 Kubikmeter) Liter Wasser steigen. Die Rückhaltebecken werden erst geflutet, wenn der Wienfluss im Wiener Stadtgebiet seine Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Genau im entscheidenden Moment werden die Wassermengen abgeleitet, die das Flussbett im Stadtgebiet nicht fassen kann.
Vom Wienfluss bis Maissau
Ähnlich visionär ist ein Projekt in Niederösterreich. Das Rückhaltebecken am Firmenareal der Hengl GmbH mit Sitz in Limberg bei Maissau bewahrte erst jüngst mehrere Gemeinden vor großem Schaden. An der Errichtung beteiligt waren Bund, Land, die Hengl GmbH sowie die Gemeinden Sitzendorf und Maissau – Kostenpunkt EUR 4,2 Mio. Knapp drei Monate nach der Fertigstellung im Juni 2024 zeigte das Rückhaltebecken bereits seinen großen Nutzen. Es hat 330.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Trotz hundertjährlichen Hochwassers war es zu diesem Zeitpunkt nur zu 20% gefüllt.
Gesteinskörnung gegen Naturgewalten
Die Basis für den Bau unterschiedlicher Sicherheitsvorkehrungen von Mauern über Retentionsbecken bis hin zu Pumpspeicherkraftwerken sind Gesteinskörnungen. Sie sind ein Grundbestandteil von Beton und Zement. Gemeinsam machen diese Materialien massive Bauwerke, die großen Wassermengen standhalten, erst möglich.