Wie sieht die ideale Kreislaufwirtschaft bei Baustoffen aus?

Andreas Pfeiler: Wenn wir die Baurestmassen zu 100 Prozent wieder in den Kreislauf zurückführen können. Im mineralischen Bereich sind wir bereits gut aufgestellt, in anderen Bereichen gibt’s Aufholbedarf. Aber man muss sich auch eingestehen, dass Recycling nicht immer möglich ist.

 

Warum nicht?

Weil es Materialien gibt, die sich miteinander verbinden und sich beim Abbruch nicht mehr trennen lassen oder die sich nicht aufbereiten lassen, um daraus neue Baustoffe zu machen. Und manchmal macht einem auch das Abfallrecht einen Strich durch die Rechnung.

 

Wo steht Österreich aktuell im Rezyklieren von Baustoffen?

Europaweit sind wir sicher im Spitzenfeld. Laut EU-Vorgabe müssen derzeit 70 Prozent der Bau- und Abbruchabfälle rezykliert werden, also wieder in den Kreislauf eingebracht werden. Wir stehen im mineralischen Bereich bei knapp 90 Prozent. Im Jahr 2019 fielen rund 11,5 Millionen Tonnen mineralische Bau- und Abbruchabfälle an – davon mussten nur 1,3 Millionen deponiert werden, der Rest wurde im Kreislauf gehalten. Dennoch lässt sich mit dem Aufkommen nur 10% des jährlichen Bedarfs decken.

 

Welche Baustoffe können rezykliert werden?

Mineralische Baustoffe wie Beton, Ziegel oder Stein können zu 100 Prozent rezykliert und am Bau wiedereingesetzt werden. Es ist lediglich eine Frage der sortenreinen Trennung. Das geht bei nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Hanf oder Schafwolle nicht. In diesem Fall bleibt immer die Frage, wie man diese wiederverwerten kann ohne CO2 zu emittieren.

 

Aber alte Holzböden werden beispielsweise auch recycelt.

Mit bestimmten hochwertigen Gebäudeausstattungselementen macht das Sinn, wobei diese streng genommen auch kein Baustoff sind. Beim Holz als wandbildendes Element sieht die Sache anders aus, da ist der letzte Schritt der kaskadischen Nutzung das thermische Verwerten, bei dem das gespeicherte CO2 freigesetzt wird. Tragelemente sind statisch für einen Anwendungsfall konzipiert, sind sie mineralischen Ursprung lassen sie sich zerkleinern und weiterverwenden. Bei ganzen Bau-Elementen geht das kaum.

 

Kann man mineralische Baustoffe ewig rezyklieren?

Definitiv. Bei den Römern hat man die Ziegel auch nicht in die Donau gekippt, sondern etwas Neues daraus gebaut. Oder denken Sie an die alte Wiener Stadtmauer, die wiederverwerteten Baumaterialien bilden bis heute das Fundament des Ringstraßenbaus. Mineralische Baustoffe bleiben immer im Kreislauf, auch wenn wir diese nicht immer sehen.

 

Sprechen Sie sich für eine Recyclingquote aus?

Generell macht das wenig Sinn, weil vielerorts der Stoffstrom gar nicht verfügbar ist. Nur um des Einsatzes von Recyclingmaterial dieses hunderte Kilometer an den Bestimmungsort zu transportieren ist nicht sinnvoll und widerspricht dem ökologischen Verständnis. Habe ich das Material vor Ort, dann sieht die Welt anders aus. Es macht also nur Sinn, wenn der Sekundärstoffstrom auch regional in ausreichender Menge vorhanden ist.