Die Parndorfer Platte ist eine der bedeutendsten Kieslagerstätten Österreichs. Seit vielen Jahrzehnten werden im nördlichen Burgenland mineralische Rohstoffe gewonnen, die die Region mit Sand, Kies und Naturstein versorgen. Zum Einsatz kommen diese Rohstoffe für die Schaffung wichtiger Infrastruktur, die Erhaltung von Straßen und den Bau von Häusern.

Aufgrund von Nutzungskonflikten zwischen extensiver Landwirtschaft, Infrastrukturbauten, Windenergie, Autobahnen, Lebens- und Wohnraum sowie einer unklaren Raumplanung war es vielen Gemeinden im Burgenland jahrelang nahezu unmöglich ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen. Als Baubehörde erster Instanz hat jede/r BürgermeisterIn die Verpflichtung, die eigene Gemeinde mit mineralischen Rohstoffen – am besten aus der nahen Umgebung – zu versorgen. Schafft die Gemeinde dies beispielsweise aufgrund von Anrainerprotesten nicht, müssen mineralische Rohstoffe von „woanders“ herbeigeschafft werden. Das erhöht nicht nur die Kosten für den Rohstoff, sondern auch den Transportaufwand und damit die Umweltbelastung. „Wir sehen uns ganz eindeutig als Nahversorger, indem wir mineralische Rohstoffe aus der Region für die Region gewinnen und verarbeiten. So decken wir den Bedarf von rund 14.000 Menschen“, so Ing. Helmut Kotzian, ein auf der Parndorfer Platte ansässiger Unternehmer.

Neben der regionalen Versorgung sind es jedoch gerade Ballungszentren wie Wien, die meist keine eigenen Gewinnungsstätten haben, um ihre Infrastruktur zu erhalten oder neuen Wohnraum zu schaffen. Umso wichtiger ist eine funktionierende Rohstoffgewinnung im Umland. Viele Gegner argumentieren mit der Zerstörung der Umwelt und dem Verlust von Pflanzen und Tieren. Dass genau das Gegenteil der Fall ist, beweist einmal mehr die Rohstoffgewinnung im Burgenland.

 

Ökologischen Trittsteine – Hotspots der Biodiversität

Um den auf der Parndorfer Platte gewonnen Rohstoff je nach Größe und Einsatzgebiet aufzubereiten, wird dieser gewaschen und gesiebt. Dazu wird aus 35 Meter Tiefe Wasser an die Oberfläche gepumpt und in Pufferspeichern gesammelt. In diesen Speichern und im Nahbereich dieser Bereiche sind in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an überlebenswichtigen Wasserstellen und Biotope entstanden. Durch diese mit Lehm abgedichteten Biotope fühlen sich viele Tiere das ganze Jahr – vor allem nach erfolgter Ernte und in den heißen Sommermonaten – sehr wohl. So finden sich nicht nur Feldhase und Reh bei den Wasserstellen ein, auch zahlreiche bedrohte Tierarten wie Bienenfresser, Brachpieper und Steinschmätzer sind hier anzutreffen. Klar ist, dass es diese neuen Lebensräume samt ihrer außergewöhnlich hohen Biodiversität ohne die Rohstoffgewinnung nicht mehr geben würde. Was früher als unansehnliche Mondlandschaft bezeichnet wurde, ist heute ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen mit ganz besonderen Bedürfnissen.

 

Natur- und Artenschutz – ständiger Begleiter der Rohstoffgewinnung

Natur- und Artenschutz finden nicht erst nach Beendigung der Gewinnung statt. Schon während des Abbaus wird auf die besonderen Bedürfnisse der Tierwelt und Pflanzen Rücksicht genommen. Erfreulich ist, dass immer mehr Menschen, die dem Kiesabbau eher kritisch gegenüber gestanden, nun bewusst wird, dass Rohstoffgewinnungsstätten Highlights der Artenvielfalt und Biodiversität sind. „Man braucht der Natur nur einen kleinen Anstoß geben und sie holt sich sehr schnell ihre natürlichen Bereiche zurück“, meint Kotzian.

 

Rohstoffe in Österreich ausreichend vorhanden – Zugang immer schwieriger

Die Verfügbarkeit von Rohstoffen erscheint vielen als selbstverständlich, tatsächlich werden der Zugang zu Lagerstätten und die Gewinnung von Baurohstoffen immer schwieriger. Verbindliche Rahmenbedingungen und klare Regelungen durch die Raumordnung könnten Unternehmen und Anrainern gleichermaßen Sicherheit geben. Wenn regionale Vorkommen mineralischer Rohstoffe fehlen oder nicht gewonnen werden dürfen, muss der Rohstoffe über weite Strecken transportiert werden. Das schlägt sich nicht nur auf den Preis nieder, sondern schadet vor allem der Umwelt.

 

Foto © Sigrid Moser-Sailer