Von der Steinzeit zum Zeitalter der Elektronik-Metalle

Bereits in Urzeiten hat der Mensch mineralische Rohstoffe genutzt. Ganze Kulturepochen sind nach mineralischen Rohstoffen benannt: Die Steinzeit (ca. 350000–4000 v. Chr.), die Kupferzeit (ca. 4000–2000 v. Chr.), die Bronzezeit (2000–800 v. Chr.), die ältere Eisenzeit (Hallstattzeit ca. 800–400 v. Chr.) und die jüngere Eisenzeit (Latènezeit, ca. 400–15 v. Chr.).

In der historischen Frühzeit wurden an zahlreichen Orten insbesondere metallische Rohstoffe abgebaut. Als Beispiel sei hier der antike Silberbergbau in Laurion (Griechenland) oder etwa der prähistorische Kupferbergbau in Tirol genannt. Die Wirren der Völkerwanderung verursachten jedoch einen Jahrhunderte langen Stillstand einer systematischen Rohstoffgewinnung. Erst im frühen, zunächst landwirtschaftlich geprägten Mittelalter gewann die Rohstoffgewinnung wieder an Bedeutung. Vor allem im ausgehenden Mittelalter war der Bergbau im Böhmisch-Sächsischen Erzgebirge Zentrum der technischen und kulturellen Entwicklung.

In den Ostalpen standen die Goldbergbaue in den Hohen Tauern wie auch die Silber- und Kupfererzgruben von Schwaz in Blüte. Schwaz war zu dieser Zeit nach Wien die zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich. Seit der Entdeckung Amerikas wurden Edelmetalle vermehrt nach Europa eingeführt und stellten so eine Konkurrenz zum Bergbau in den Ostalpen dar. Dies kann durchaus als eine erste Phase der Globalisierung gesehen werden. Edelmetalle wurden vor allem als Münzmetall verwendet. An anderen metallischen Rohstoffen wurden insbesondere Eisen sowie die Buntmetalle zur Herstellung von alltäglichen Gegenständen und Werkzeugen benötigt.

Mit der Erfindung der Dampfmaschine und somit dem Beginn des Industriezeitalters hat sich ein enormer Bedarf insbesondere an Kohlen und Eisenerz eingestellt. Eine wichtige Kennzahl für die Entwicklung der Konjunktur stellt die weltweite Stahlproduktion dar. Wurden im Jahre 1865 lediglich ca. 0,4 Mio. t an Stahl hergestellt, liegt die Stahlproduktion derzeit bei rund 1,414 Mio. t. Die enormen Steigerungen zeigen sich auch bei anderen wichtigen Industriemetallen. So betrug die weltweite Produktion an Zink im Jahre 1830 noch lediglich ca. 0,5 Mio. t. Derzeit werden über 11 Mio. t an Zink produziert. Die weltweite Produktion an Kupfer stieg von rund 40.000 t im Jahr 1850 auf derzeit rund 15,6 Mio. t (Historische Angaben über den Rohstoffbedarf: Alexandersson & Klevebring, 1978; Aktuelle Produktionsdaten: Weber et al., 2011).

Verschiebungen des qualitativen Rohstoffbedarfs

Seit Mitte der 1980er Jahre hat sich aber eine merkliche Verschiebung im Rohstoffverbrauch in qualitativer Hinsicht ergeben. An Stelle einfacher mechanischer und/oder elektrischer Geräte wurden elektronische Geräte entwickelt. Für diese neue Generation von Geräten (Personal Computer, Mobiltelefone, elektronische Steuergeräte) werden wiederum spezielle Rohstoffe benötigt (Gallium, Germanium, Indium, Seltene Erden). Durch die Digitalfotografie wurde ein wichtiger Einsatzbereich für Silber verdrängt. Veränderungen des mengenmäßigen Rohstoffbedarfs In der vergangenen Dekade hat sich aber auch die Verfügbarkeit von mineralischen Rohstoffen merklich verändert.

China – weltgrößte Importeur an mineralischen Rohstoffen

Auslöser für diese Entwicklung ist der stark gestiegene Bedarf an mineralischen Rohstoffen, insbesondere in den BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China). China galt bis zur Jahrtausendwende als verlässliches Lieferland für mineralische Rohstoffe. Seither hat sich ein „Paradigmenwechsel“ ergeben. China ist heute nicht nur das weltweit bedeutendste Produzentenland, sondern mittlerweile auch der weltgrößte Importeur an mineralischen Rohstoffen, um die eigene, in rasanter Entwicklung befindliche Wirtschaft mit mineralischen Rohstoffen zu versorgen. Dadurch ist es bei einer Reihe von Rohstoffen bereits zu merklichen Versorgungsengpässen, verbunden mit empfindlichen Preissteigerungen, gekommen.

Künftige Generationen auf mineralische Rohstoffe angewiesen.

Die Versorgung der Wirtschaft mit mineralischen Rohstoffen wird zunehmend zu einer Herausforderung. Von den Baurohstoffen wie Sand, Kies und Brecherprodukten abgesehen, zählen heute die Energierohstoffe sowohl mengen- als auch wertmäßig zur weitaus bedeutsameren Rohstoffgruppe. Selbst geringste Störungen oder gar eine zeitweise vollständige Unterbrechung der Versorgung mit Rohstoffen haben enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft, die sich vor allem in den Rohstoffpreisen widerspiegeln.

Megazyklen

Versorgungsengpässe haben sich auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder ergeben. Nicht immer kann der Rohstoffbedarf, der von vielen Faktoren beeinflusst wird, zeitgerecht abgedeckt werden. Versorgungsengpässe und Überproduktionen verlaufen vielfach in Zyklen und sind keineswegs auf mineralische Rohstoffe beschränkt („Schweinezyklus“). Angebotsdefizite drücken sich zwangsläufig in steigenden Rohstoffpreisen aus. Sehr deutlich zeigte sich ein allgemeiner Anstieg der Rohstoffpreise ab Oktober 1973 als Folge des ersten Ölschocks. Dieser führte zu einer allgemeinen, vor allem dauerhaften Anhebung nahezu aller Rohstoffpreise. Weitere Zyklen unterschiedlicher Dauer ergaben sich sowohl in den 1980er als auch den 1990er Jahren (HumphreyS, 2010). Ein Anstieg der Rohstoffpreise, wie er sich zuletzt seit 2003 ergeben hat, sucht aber Seinesgleichen. Diese Hausse wurde bislang durch die Finanzkrise Ende 2008 nur kurz unterbrochen. In Fachkreisen steht außer Zweifel, dass die Rohstoffpreise nicht mehr auf das Niveau der 1990er Jahre zurückfallen werden. Wie sich die Rohstoffpreise allerdings mittel- bis langfristig entwickeln werden, wird die Zukunft zeigen, zumal Rohstoffe immer mehr auch als Spekulationsobjekte dienen. Die Gründe für den „Megazyklus“ sind vielfältig.

Im Aufbau befindliche Länder sind stärker auf Rohstoffe angewiesen

Humphreys (2010) argumentiert, dass Länder, deren Industrialisierung gerade im Aufbau ist, mehr auf Rohstoffe angewiesen sind als „entwickelte“ Länder, weil enorme Mengen an Rohstoffen zum Aufbau der Infrastruktur erforderlich sind. Versorgungsengpässe sind u.a. darin zu suchen, dass nach Jahren gedämpfter Rohstoffpreise die Unternehmen ihre Explorationstätigkeit vielfach vernachlässigten. Bis ein Rohstoffprojekt von der grünen Wiese zur wirtschaftlichen Umsetzung gelangt, können nicht selten 10 Jahre vergehen. Rasche Marktinterventionen sind insbesondere in der Rohstoffwirtschaft daher nicht möglich.