Junges Führungsteam mit starkem Rückhalt (v. l. n. r.): Johann Eder, Denise Bogensperger und Alois Lassacher @LSK

Familienunternehmen stehen stets vor der Herausforderung, dem Anspruch der Historie in einer modernen Welt gerecht zu werden. Genau diese Symbiose gelingt Alois Lassacher und seiner Tochter Denise Bogensperger. Schon früh wurde der Rohstoffabbau nachhaltig konzipiert. Technische Entwicklungsprozesse und die gelebte soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Anrainern werden in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen.

Was war Ihre persönlich größte Innovation im Laufe Ihrer Karriere?

Alois Lassacher: Schon vor mehr als 35 Jahren habe ich mich für den Weg hin zu einem Kulissenabbau entschieden. Im Jahr 1982 haben wir uns mit der LSK im Steinbruch im Mauterndorf beteiligt. Damals habe ich mich mit dem Thema Rohstoffsicherung auseinandergesetzt und nach einem Weg gesucht, den Abbau langfristig zu erhalten, einen Konsens mit der Naturschutzbehörde und den Anrainern zu finden. Ich habe verschiedene Varianten geprüft, wie ein Abbau von 1.400 m Seehöhe bis in den Talbereich auf 1.200 m erschlossen werden kann. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ein Sturzschacht die ideale Lösung ist. 1995 starteten wir die Realisierung. Wir errichteten einen 160 m langen Schrägschacht mit 3,2 m Durchmesser. Der Zufahrtsstollen hat eine Länge von 100 m und einen Querschnitt von 7 m Breite und 6 m Höhe. Zu Beginn haben wir die Transporte noch mit dem Radlader durchgeführt. Um weiter CO₂ zu sparen, habe ich dann alle technisch möglichen Förderwege elektrifiziert und einen zusätzlichen Förderbandtunnel unterhalb des Stollens errichtet. Welche Rollen und Aufgaben haben Sie im Unternehmen?

Denise Bogensperger: Vor gut 20 Jahren habe ich meinen Weg im Lungauer Sand- u. Kieswerk begonnen. Ich durfte jeden Bereich des  Unternehmens kennenlernen und die entsprechenden Ausbildungen absolvieren. Dazu gehörten unter anderem der Industriemeister an der HTL Leoben, die Konzessionsprüfungen für das Transport- und Erdbaugewerbe, das Studium zum Betriebswirt und laufende branchenspezifische Fortbildungen. Weitere Erfahrungen konnte ich im Laufe meiner mehrjährigen Jobrotation bei den Salzburger Sand- und Kieswerken in Salzburg sammeln. In der Lungauer Niederlassung bin ich seit mehr als 10 Jahren für den Verkauf, die Disposition, die Personalplanung, Behördenwege, die Ersatzteilbeschaffungen etc. verantwortlich.

@LSK

Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Alois Lassacher: Klimaneutralität ist bei uns keine Modeerscheinung, wir haben diese – wie bereits erwähnt – schon im Jahr 1995 angestrebt und alles darangesetzt, möglichst wenig CO2 freizusetzen.

Denise Bogensperger: Wir leben Nachhaltigkeit in den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen. Mein Vater hat einleitend schon die Geschichte der Erschließung unseres Steinbruchs am Losboden erzählt. Die Anrainer sind durch den versteckten Abbau geschützt und durch Ausgleichsprojekte in der Region können wir auch der Natur die Eingriffe rückvergüten. Unsere Förderwege in den Abbaustätten  6  sind soweit möglich elektrifiziert, um den CO2Ausstoß gering zu halten. Zudem planen wir derzeit unseren Strom selbst zu erzeugen, um tatsächlich CO₂-neutral zu werden. Es ist ein etwas schwieriger Weg dorthin, da die Genehmigungen von flächigen Photovoltaik-Anlagen seitens Naturschutzbehörde, Landesumweltanwaltschaft und Politik leider nicht auf Wohlwollen stoßen.

Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft: Was waren früher die großen Herausforderungen der Branche und welche sind es heute?

Alois Lassacher: Zu Beginn unserer Tätigkeiten mussten viele Arbeiten händisch verrichtet werden. Transporte waren eine große Herausforderung. Heute ist die Technologie kein Problem mehr. Wir sind nun bereits einen Schritt weiter und beschäftigen uns mit Umweltauflagen, der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, dem Finden einer Übereinkunft mit Nachbarn und der Gesellschaft im Allgemeinen.

Denise Bogensperger: Ich sehe in der heutigen Zeit auch große Entwicklungschancen. So werden wir unser Tätigkeitsfeld erweitern und uns in die Bereiche Wiederaufbereitung und Recycling ausdehnen, um auch hier wieder dem Nachhaltigkeitsgedanken auf ganzer Linie gerecht zu werden.

Kieswerk Lassacher im Jahr 1968: Alois Lassacher sen. (1.v.l.) und Alois Lassacher jun. (4.v.l. oben sitzend) @LSK

Mit einem Generationswechsel ist immer auch ein Kulturwandel im Betrieb verbunden. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?

Alois Lassacher: Es war für mich ungewohnt, aber nicht unangenehm. Ich komme aus einer Zeit, in der es Worte wie WorkLife-Balance noch nicht gegeben hat – bei uns hieß es eher: Mindestens 6 Tage pro Woche und unter 12 Stunden geht nichts! Für meine Tochter war es immer wichtig, den einzelnen Menschen zu sehen und auch zu verstehen, was dieser benötigt. Die Kommunikation mit den Mitarbeitern wurde intensiviert, Befragungen durchgeführt, Bedürfnisse eruiert und das gesamte Zeit- und Urlaubsmanagement verändert. Urlaube während der Hauptsaison sind nun kein Problem mehr, öfters einmal einen Tag unter der Woche frei zu bekommen – spricht nichts dagegen.

Denise Bogensperger: Für mich war es eine sehr spannende Entwicklung, die ich gemeinsam mit meinem Vater machen durfte. Er hat mir so viel Freiraum gelassen, dass ich meine eigene Vision einbringen konnte. Besonders gut fand ich, dass wir alle Entscheidungsprozesse gemeinsam und nach dem Prinzip „das Beste für das Unternehmen“ getroffen haben. Mein Vater wird sich aber nun langsam in eine vermehrt beratende Tätigkeit zurückziehen. Johann Eder von den Salzburger Sand- und Kieswerken und ich führen die Geschäfte gemeinsam im Lungau.

Was kann die Politik beitragen, um das Ansehen der österreichischen Sand, Kies und Naturstein gewinnenden Unternehmen in der Gesellschaft zu verbessern?

Denise Bogensperger: Von der Politik würde ich mir wünschen, dass deutlich gemacht wird, dass wir ein Nahversorger sind, der für die Bevölkerung vor Ort wichtig ist und dessen Produkte auch künftig leistbar bleiben sollen. Die Politik sollte dabei helfen, dem Umweltgedanken gerecht zu werden. Rasche Verfahren bei der Genehmigung von Energiekonzepten für den Eigenbedarf von Unternehmen sind derzeit nahezu unmöglich, da sich die Umweltgesetze und Forderungen der unterschiedlichen Stakeholder teilweise gegenseitig widersprechen.

Lungauer Sand- u. Kieswerk Lassacher GmbH & CO KG

Das Lungauer Sand- u. Kieswerk ist ein familiengeführtes Unternehmen in 3. Generation mit Sitz in St. Michael. Den Grundstein legte Alois Lassacher sen. mit der Gründung des Kieswerks Lassacher im Jahr 1964. Die Partnerschaft Lassacher & Salzburger Sand- u. Kieswerke und die Gründung der Lungauer Sand- u. Kieswerke GmbH (LSK) folgte 14 Jahre später. Das Kerngeschäft liegt in der Gewinnung, Veredelung und dem Verkauf von mineralischen Rohstoffen für den Straßenbau, die Wildbachverbauung sowie für Katastropheneinsätze. Auch die Herstellung der Zuschlagstoffe für Transportbeton in der Region Lungau, der angrenzenden Steiermark und Kärnten stehen im Fokus des Geschäfts.

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