Thomas Waltle – Landessprecher der Regionalgruppe Tirol des Forums Rohstoffe – über die zentralen Anliegen und Herausforderungen der Rohstoffbranche.

Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Anliegen der Rohstoffbranche?

Die Sicherstellung der Rohstoffreserven im Lande sollte weiter im Fokus der Raumordnung bleiben. Der sich weiter ausdehnende Siedlungsraum kann zu Nutzungskonflikten führen, was die Exploration von neuen oder die Erweiterung von bestehenden Gewinnungsstätten deutlich erschwert.

Warum ist die regionale Nutzung und Gewinnung von mineralischen Rohstoffen so wichtig?

In Tirol führt der LKW-Transit in manchen Regionen die Bevölkerung schon an das Belastungslimit, daher sollte der Binnenverkehr hier schon aus Rücksicht auf die Bewohner Tirols möglichst minimiert werden. In Hinblick auf Emissionen und auch auf die steigenden Energiekosten ist es notwendig, den Transport von mineralischen Rohstoffen auf der Straße möglichst kurz zu halten. Unser Betrieb verfügt schon seit 30 Jahren über eine Bahnverladestelle für mineralische Rohstoffe, mit welcher wir überregionale Transporte umweltfreundlich auf die Schiene verlagern können.

Wie kann / soll die Politik / die Gesetzgebung Ihre Arbeit in der Region unterstützen? Was würden Sie sich von dieser erwarten?

Grundsätzlich ist Tirol hier recht gut aufgestellt, wir verfügen über einen Rohstoffbeirat und einen Raumordnungsplan betreffend Gewinnung von mineralischen Rohstoffen. Diese Instrumente gehören mit Leben erfüllt und sollten von der Politik auch in Entscheidungen berücksichtigt werden. Leider gibt es immer wieder Versuche einzelner politischer Akteure, Deponien und Abbaubetriebe zu behindern. Die regionale Versorgung mit Rohstoffen für die Aufgaben der Zukunft sollte jedoch niemals aus dem Blickfeld geraten.

Empfinden Sie den Verwaltungsaufwand bei neuen Projekten als überbordend? Betreibt Österreich hier ein sog. Gold Plating? Und welche Gesetze / Verordnungen, die Ihr Unternehmen in der Rohstoffgewinnung betreffen, sollten geändert / verschlankt / abgeschafft oder adaptiert werden?

Generell wäre eine Verkürzung der Verfahren immer wünschenswert, die Anzahl der in den Verfahren notwendigen Sachverständigen hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Im internationalen Vergleich neigt Österreich historisch dazu, Vorgaben aus Brüssel übereifrig und maximierend umzusetzen, was es den Betrieben, die dann mit den daraus entstehenden Regelwerken arbeiten müssen, oft nicht leicht macht.

Bei jeder Anschaffung wird darauf geachtet, die Emissionen und den Energiebedarf im Vergleich zum Vorgänger zu reduzieren

Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrem Unternehmen? Wie begegnen Sie diesen?

Aktuell beschäftigen uns vor allem die enormen Preissteigerungen am Energiesektor ebenso wie die teilweise erschwerte Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Verschleißteilen oder die langen Lieferzeiten von Neufahrzeugen.

Warum ist es wichtig, sich als Unternehmer im Forum Rohstoffe zu engagieren?

Tirol ist keine Insel der Seligen, wo wir uns auf den Status Quo verlassen können; auch hier ist es sehr wichtig frühzeitig über geplante Änderungen aus Wien oder Brüssel informiert zu werden und zu versuchen, gemeinsam mit den anderen Bundesländern oder Staaten auf europäischer Ebene möglichst früh im Entstehungsprozess von der Branche betreffenden Regelungen gehört zu werden. Hier wird das Forum Rohstoffe als Interessenvertretung viel eher wahrgenommen als ein kleiner Betrieb aus dem bergigen Tirol allein.

2022 brachte bisher Preisrekorde für Rohstoffe und Energie. Wie federn Sie diese Entwicklung ab? Ist die Weitergabe erhöhter Kosten in einem angemessenen Umfang eine geeignete Maßnahme?

Wir sind dauernd am Überprüfen der internen Prozesse und haben jüngst durch Anschaffung eines größeren Muldenkippers die Transportflotte im Abbau halbieren können. Generell wird bei jeder Anschaffung danach getrachtet, die Emissionen und den Energiebedarf im Vergleich zum Vorgänger zu reduzieren. An einer Anpassung der Verkaufspreise an die neue Preissituation wird wohl kein Weg vorbeiführen, dennoch versuchen wir hier natürlich mit Augenmaß vorzugehen und die Leistbarkeit von Bauten in der Region nicht zu gefährden.

Kieswerk Starkenbach GmbH
Die Kieswerk Starkenbach GmbH ist aus der Streng Bau GmbH entstanden, welche 1957 von Herbert Streng, dem Großvater des aktuellen Geschäftsführers, gegründet wurde. Der Dolomitabbau wurde in den 1980er Jahren begonnen, in den 1990ern durch eine Bahnverladeanlage ergänzt. Das Unternehmen stellt mit seinen ca. 20 Mitarbeitern Zuschläge für Beton, Asphalt und Straßenbaumaterialien, unter anderem für das eigene Tiefbauunternehmen unter derselben Geschäftsführung, her.

www.strengbau.at