Walter Tunka – Landessprecher der Regionalgruppe Wien / Niederösterreich Ost/ Burgenland des Forums Rohstoffe – über die zentralen Anliegen und Herausforderungen der Rohstoffbranche:

 

Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Anliegen der Rohstoffbranche?

Die Wertschätzung für unsere Arbeit durch Politik und Gesellschaft ist von größter Bedeu­tung für uns. Die Rohstoffbranche ist für eine regionale, krisensichere Baustoffversorgung Österreichs enorm wichtig. Unsere Produkte sind insbesondere die Basis für den Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und umweltfreundlicher Infrastruktur -sichern somit unseren Wohlstand. Mit diesem Bewusstsein wäre eine deutlich höhere Akzep­tanz für die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen zu erzielen. Die von uns gewonne­nen Rohstoffe sollten als schützenswertes Gut und nicht als „notwendiges Erfordernis” be­trachtet werden. Auch Genehmigungsverfah­ren würden sich sehr wahrscheinlich verkür­zen, wenn ein Konsens dazu herrschen würde, dass wir als Rohstoffbranche einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten.

Warum ist die regionale Nutzung und Gewinnung von mineralischen Rohstoffen so wichtig?

Ganz klar, weil wir damit Abhängigkeiten von überregionalen Lieferketten und unsicheren politischen Verhältnissen vermeiden, indem wir krisensichere, regionale Versorgungs­strukturen aufbauen. Dazu gehört auch, dass wir Arbeitsplätze schaffen und erhalten -und zwar nicht nur in Ballungsräumen, son­dern auch in ländlichen Gebieten, die dadurch ein attraktiver Lebensraum bleiben. Außerdem bedeutet Regionalität in der Regel auch, dass Transportwege minimiert und dadurch Emissi-onen, insbesondere CO2 reduziert werden.

 

Wie kann / soll die Politik / die Gesetzgebung Ihre Arbeit in der Region unterstützen? Was würden Sie sich von dieser erwarten?

Wie eingangs schon erwähnt, ist für uns der politische Wille besonders wichtig. Wenn politische Akteure öffentlich den Standpunkt vertreten, dass ein öffentliches Interesse an der regionalen Rohstoffgewinnung und -ver­sorgung besteht, wäre viel gewonnen. Da wir auf zügige Genehmigungsverfahren angewie­sen sind, um die derzeit hohe Nachfrage zu bedienen, wäre hier eine Beschleunigung wünschenswert. Ein strafferer zeitlicher Ab­lauf von Genehmigungsverfahren könnte durch verbindliche Fristen festgelegt werden.

 

Empfinden Sie den Verwaltungsaufwand bei neuen Projekten als überbordend? Betreibt Österreich hier ein sog. Gold Plating? Und welche Gesetze / Verordnungen, die Ihr Unternehmen in der Rohstoffgewinnung betreffen, sollten geändert / verschlankt / abgeschafft oder adaptiert werden?

Bei Genehmigungsverfahren ist meiner An­sicht nach einer genauen Prüfung der Projekte erforderlich. In Anbetracht dessen, dass sich die Rohstoffgewinnung in der Regel über viele Jahre erstreckt, ist eine umfangreiche Berück­sichtigung von allen Schutzgütern wichtig und richtig. Man könnte manche Punkte vielleicht sinnvoll verschlanken und damit die Beurteilung vereinfachen. Auch die Bearbeitungszeit für die Prüfung der Gutachten durch die Behörde könnte mitunter klarer geregelt sein. Es würde den Prozess sicher beschleunigen, wenn in einer Art „Vorprüfung” geklärt würde, ob ein öffentliches Interesse am jeweiligen Projekt besteht.

 

Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrem Unternehmen? Wie begegnen Sie diesen?

Da Genehmigungsverfahren meist Jahre dau­ern, ist es nötig, mehrere Projekte parallel vor­anzutreiben. Das bindet viele Ressourcen und kostet Geld. Je nach Fortschritt der Bewilli­gungsverfahren muss so laufend die Versor­gungsstrategie an die Rahmenbedingungen angepasst werden. Denn wir legen besonderen Wert darauf, unseren Kunden langfristige Ver­sorgungssicherheit zu bieten.
Um komplexe Rohstoffprojekte zu entwickeln und dadurch Rohstoffe langfristig zu sichern, sind qualifizierte Mitarbeiter, die nachhaltig denken und handeln, der wichtigste Schlüssel. Die Gewinnung neuer Mitarbeiter ist eine große Herausforderung, da die Rohstoffbran­che zu wenig als Arbeitgeber mit Aufgaben­vielfalt und attraktiven Entwicklungsmöglich­keiten bekannt ist.
Für Recruiting und Mitarbeiterbindung setzen wir daher auf Soziale Medien, um die Karrieremöglichkeiten bei Rohrdorfer besser publik zu machen. Eine zusätzliche zentrale Herausforderung ist die weitere Reduktion unseres ökologischen Fußabdrucks. Dazu investieren wir in Photovoltaik-Anlagen und eine möglichst umfängliche Elektrifizie­rung unserer Betriebsstätten. Unser Ziel ist es, uns weitgehend mit selbstproduzierter erneu­erbarer Energie zu versorgen.

 

Warum ist es wichtig, sich als Unternehmer im Forum Rohstoffe zu engagieren?

Um langfristig wirtschaftliche und faire Rah­menbedingungen für unsere Branche zu erhal­ten. Zum Beispiel können wir als anerkannte Interessenvertretung effektiver Eingaben zu Gesetzen und Verordnungen formulieren und unsere Anliegen mit mehr Nachdruck adres­sieren. Auch die Serviceleistungen des Forums, wie Weiterbildungsangebote oder fachliche Beratungen, nutzen wir regelmäßig.

 

Die Energiepreise steigen immer weiter – welche Maßnahmen planen bzw. setzen Sie, um die Auswirkungen der Energiekostener­höhung zu dämpfen oder diesen zukünftig vorzubeugen?

Neben den bereits erwähnten PV-Anlagen ach­ten wir auf die stetige Erneuerung von Geräten und Maschinen, die nicht auf dem neusten Stand der Energieeffizienz sind. Eine erfolgrei­che Maßnahme ist der Einsatz unserer teleme­trischen Datenerfassung bei Baumaschinen und Produktionsanlagen an allen Standorten. So erhalten wir wichtige Daten über Energie­verbrauch, Leistung, Stehzeiten, Standorte und Einsatzstunden unserer Geräte. Dies ist die Grundlage für Effizienzsteigerungen und unser Energiemanagement. Zudem sensibilisieren wir bei Rohrdorfer unsere Mitarbeiter dafür, grundsätzlich achtsam mit Ressourcen umzu­gehen – insbesondere beim Energieverbrauch.

 

Rohrdorfer Sand und Kies GmbH
Die Rohrdorfer Sand und Kies GmbH ist ein Traditionsunternehmen in der Branche und betreibt 15 Kiesgruben und 5 Steinbrüche in Österreich. Hergestellt werden Gesteinskör­nungen für die betonerzeugende Industrie, Asphaltwerke sowie das Baugewerbe. Das flächendeckende Netzwerk an Standorten ermöglicht es dem Unternehmen die Kunden umfassend regional zu versorgen. Die Rohr­dorfer Sand und Kies GmbH beschäftigt 150 Mitarbeiter.

www.rohrdorfer.at