Heimische Rohstoffbetriebe übernehmen das Recycling von Asphalt- und Betonabbruch, Gips oder Bauschutt.
Sie prüfen die Qualitätsrichtlinien und verwandeln das Abbruchmaterial wieder zu wertvollen Baurohstoffen. © Martin Petz / Bernegger GmbH

Der Gedanke, Baumaterialien nach ihrer Nutzung erneut einzusetzen, ist keineswegs neu. Schon in der Antike, im Mittelalter und in der Neuzeit nutzte man Steine aus alten Gebäuden für neue Bauwerke. Straßen der Inkas etwa wurden mit Bruchsteinen früherer Kulturen gepflastert. Historisch belegt sind viele Beispiele einer frühen Form des Recyclings, die zeigt: Wiederverwendung war schon immer ein Teil effizienter Bauwirtschaft.

Recycling als Teil moderner Rohstoffwirtschaft

Heute ist Baustoffrecycling fester Bestandteil der Identität heimischer Rohstoffbetriebe. Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft hilft dabei, Umweltbelastungen zu reduzieren, Emissionen zu senken und natürliche Ressourcen zu schonen. Abbruchmaterial wird in modernen Anlagen aufbereitet und als Recyclingbaustoff wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt – und so auch wertvoller Deponieraum eingespart.

Was ist Baustoffrecycling und was bedeutet Urban Mining?

Baustoffrecycling meint die Wiederverwertung von Materialien wie Beton, Ziegel oder Asphalt aus abgerissenen Gebäuden. Diese werden sortiert, gereinigt, zerkleinert und gesiebt – sogenannte RC-Körnungen entstehen, die als neuer Zuschlagstoff für Beton oder als Straßenunterbau genutzt werden können.

Ein gutes Beispiel ist Betonabbruch: Nach der Trennung von Störstoffen wird das Material zu Granulat verarbeitet. Die Qualität wird durch Prüfverfahren auf physikalische und chemische Eigenschaften sichergestellt – damit wird aus dem „Abfall“ wieder ein hochwertiger Baustoff.

Gips-Recycling in Österreich

Ein weiterer Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist das Recycling von Gips – einem Baustoff, der in Innenausbau, Trockenbau und Putzsystemen weit verbreitet ist. Ab dem 1. April 2025 müssen Gipsplattenabfälle auf Baustellen getrennt erfasst und trocken gelagert werden. Ziel dieser Maßnahme ist die bundesweite Einführung eines Recyclingkreislaufs für Gips in Österreich. Ab 1. Jänner 2026 wird ein nationales Deponieverbot für Gipsabfälle gelten. Erste Pilotprojekte zeigen, dass eine getrennte Sammlung von Gipsplatten auf Baustellen praktikabel ist – vorausgesetzt, Planung und Logistik werden frühzeitig mitgedacht. Um das volle Potenzial zu heben, braucht es bessere gesetzliche Rahmenbedingungen und Investitionen in Recyclinganlagen.

„Urban Mining“ geht noch weiter: Es versteht Städte selbst als Rohstofflager. Materialien aus alten Gebäuden sollen möglichst vollständig wiederverwendet, nicht nur recycelt werden. Für dieses Konzept braucht es digitale Gebäudepässe, Rohstoffkataster und eine Bauplanung, die bereits in der Projektphase die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes berücksichtigt.

Moderne Nassaufbereitungsanlagen für Bodenaushubmaterial ermöglichen es, Böden zu verarbeiten, die bisher auf die Deponie mussten. ©Rhomberg Bau

Zu wenig Rückbaumaterial

Trotz aller Fortschritte bleibt eine große Herausforderung bestehen: Der Mangel an verfügbarem Rückbaumaterial. Gebäude und Infrastrukturen werden oft erst nach Jahrzehnten abgerissen – der Baustoffbedarf aber wächst kontinuierlich. Zudem ist der Ort des Rückbaus nicht immer identisch mit jenem des Neubaus – Transportwege werden länger und belasten die Umweltbilanz.

Auch rechtliche Unsicherheiten und unterschiedliche Baustandards erschweren eine flächendeckende Verwertung. Die Logistik für die Wiederverwendung muss daher stärker berücksichtigt und optimiert werden.

Die Rolle von Primärrohstoffen bleibt zentral

Baustoffrecycling ist wichtig, kann aber den Gesamtbedarf nicht decken. Rund 100 Millionen Tonnen an Sand, Kies und Naturstein werden jährlich in Österreich benötigt. Demgegenüber fallen nur etwa 11,5 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an – selbst bei maximaler Wiederverwertung könnten höchstens 10 % des Jahresbedarfs durch Recycling gedeckt werden. Der gezielte Einsatz von Primärrohstoffen aus regionalen Steinbrüchen bleibt daher unverzichtbar.

Innovation in der Aufbereitung: Moderne Technologien

Ein Beispiel für technische Fortschritte sind moderne Nassaufbereitungsanlagen. Diese ermöglichen die Wiederverwertung von Bodenaushubmaterialien, die bisher als Abfall deponiert werden mussten. Damit rückt die vollständige Verwertung mineralischer Rohstoffe in greifbare Nähe. Heimische Betriebe leisten bereits viel: Sie übernehmen das Recycling von Asphalt, Beton und Bauschutt, prüfen die Qualität und bringen die Materialien als neue Rohstoffe wieder auf den Markt.

Vom Gebäude zur Ressource

Ziel ist es, den Lebenszyklus von Immobilien konsequent zirkulär zu denken. Die sinnvollste Reihenfolge: lange Nutzung, Weiterverwendung von Bauteilen, dann erst Recycling. Nur wenn alle Lebensphasen – von der Planung über die Nutzung bis zum Rückbau – ökonomisch und ökologisch betrachtet werden, entsteht echte Kostentransparenz und Ressourceneffizienz.