Der Boden ist ein bedeutender Bestandteil unseres Ökosystems. Durch die menschliche Nutzung unterliegt er vielfältigen Belastungen. Schloss Marchegg setzt auf ungebundene Befestigungen: Die Wegematerialien bestehen ausschließlich aus Gestein und sind somit Naturprodukte in der reinsten Form.

Die Anforderungen an der jeweiligen Bodenoberflächen sind sehr unterschiedlich. Doch gerade für Wander- und Gehwege in Parkanlagen, Freibereichen in Bädern und Thermen, Schulhöfen bis hin zu Stadt- oder Parkplätzen eignen sich reine Naturprodukte aus Gesteinskörnungen. Damit Außenflächen den alltäglichen Belastungen standhalten können und auch optisch einen guten Eindruck machen, müssen sie mit einem geeigneten Belag ausgestattet werden. Welches Material für die Befestigungen in einem bestimmten Fall besser geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Größe der zu befestigenden Fläche, Kosten, Pflegeleichtigkeit, Haltbarkeit, Optik, Verkehrsbelastungen und wie stark der Weg frequentiert ist. Je nach Anforderung muss nicht immer betoniert oder gepflastert werden. Heute muss deutlich genauer überlegt werden, welches Material zum Einsatz kommt.

Gesundheit des Bodens im Fokus

Eins vorweg: Die optimale Form der Entsiegelung, also die voll­ständige Beseitigung jeder Befestigung und Umwandlung in Garten- und Grünflächen, ist in vielen Fällen natürlich nicht möglich. Trotzdem gibt es selbst für Länder, Gemeinden, Unter­nehmen sowie private Häuslbauer eine Vielzahl an Möglichkei­ten, um der Versiegelung entgegenzuwirken. Der Einfluss auf unser Ökosystem soll dabei reduziert werden. Klimafreundliche wassergebundene Wegedecken sind auf dem Vormarsch. Ge­rade im Bereich Neubau und Sanierung sollte man sich bezüg­lich wasserdurchlässiger Bodenbeläge beraten lassen. Manch­mal ist weniger mehr.

Versickern statt Versiegeln

Was zeichnet die wassergebundenen Wegedecken eigentlich aus? Es sind Wegeaufbauten, welche mit mineralischen Bau­stoffgemischen unterschiedlicher Körnungen hergestellt und mittels Wasser, ohne Zusatz von Bindemitteln oder Stabilisato­ren, eingebaut werden. Sie eignen sich für Flächen von Wan­der-, Geh- und Radwegen sowie gelegentlichem PKW-Verkehr. Es sind nicht nur wassergebundene Wegedecken, sondern kom­plette, offenporige Wegedeckensysteme, die eine hohe Wasser­durchlässigkeit besitzen und das Wasser auch speichern kön­nen. Wichtig: Sie bestehen aus natürlichen Ressourcen und besitzen keine Bindemittel. Somit wird der CO2-Ausstoß auf das absolute Minimum reduziert.

Prestigeprojekt: Die Wege im Barockgarten Schloss Hof wurden neu gestaltet

Gerade der Wasserdurchlässigkeit kommt eine große Bedeu­tung zu. Zur Erklärung: Auf versiegelten Flächen kann kein Regenwasser im Boden versickern. Deshalb fließt das Wasser stattdessen über die Kanalisation ab. So können sich die Grundwasservorräte nicht auffüllen, was zu Wasserknappheit führt, und das Wasser staut sich möglicherweise stellenweise und ruft Überschwemmungen hervor.

Natürliche Bauweise mit Zukunft

Auch das Kleinklima wird gestärkt: Boden und Pflanzen können auf Flächen mit Bodenentsiegelung Wasser verdunsten und die Umgebung kühlen. Alle diese positiven Effekte treten bei den konventionellen Bauweisen nicht auf. Durch die Wasserspei­cherfähigkeit der natürlichen Wegematerialien und die kontinu­ierliche Wasserabgabe in Trockenzeiten wird das bodennahen Kleinklima verbessert und die Kanalisation entlastet. In Kombi­nation mit retentiven Entwässerungssystemen (blau – grüne Infrastruktur) werden unsere Städte und Dörfer dadurch klima­fit. Es kommt noch besser: Ungebundene Wegsysteme sind 100% recyclebar und verfügen neben den physikalischen Vor­teilen auch über mehr Gehkomfort, da man den Untergrund haptisch wahrnimmt.

Vorzeige-Projekte mit Geschichte

Die Vorzüge liegen also auf der Hand. Wenig überraschend also, dass auch die majestätischen Gehwege rund um das barocke Schloss Marchegg auf diese Weise saniert wurden. Das Projekt setzte die Firma Rohrdorfer um. Im Zuge der gesamten Schlossrenovierung wurden zudem im kleinen Innenhof die historischen Rundbögen vermauert, Fenster wieder geöffnet und das gesamte Schloss barrierefrei erschlossen. Das Schloss Marchegg ist Hauptstandort der Niederösterreichische Landes­ausstellung, die von 26. März bis 13. November 2022 unter dem Titel „MARCHFELD Geheimnisse – Mensch. Kultur. Natur“ stattfindet.

Die einstige mittelalterliche Wasserburg wurde lange als Jagdschloss und Sommersitz von der ungarischen Fürstenfamilie Pálffy genutzt. Direkt an das Schloss angrenzend befindet sich ein besonderes Naturjuwel: Das Naturschutzge­biet „Untere Marchauen“. Als Hotspot der Artenvielfalt beher­bergt es unter anderem Mitteleuropas größte auf Bäumen brütende Weißstorch-Kolonie. Die Entscheidung natürliche Wege im Areal anzulegen, passt perfekt zum restlichen Ambiente des Schlosses. Das Gleiche gilt für Schloss Hof. Durch die Firma Pittel + Brausewetter wurden dort die klimafreundliche wassergebun­dene Wegedecken realisiert. Die beiden Architekturjuwele sind nun nachhaltig für die Zukunft gerüstet.