Das Europäische Parlament versteht die Kreislaufwirtschaft als einModell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert. In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.“

 

Baurohstoffe werden nie VERbraucht, sondern GEbraucht

Da Baurohstoffe im Vergleich zu anderen Baustoffen regional ausreichend verfügbar sind, werden diese nie VERbraucht, sondern lediglich GEbraucht. Der Gebrauchszeitraum orientiert sich an der Langlebigkeit der Produkte. Durch den Einsatz mineralischer Baustoffe werden zukünftige Rohstoffreserven angelegt, die bis auf kleine Ausnahmen vollständig im ewigen Kreislauf bleiben. So sind mineralische Baustoffe ewig rezyklierbar und bilden – egal in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt – stets eine dauerhafte Rohstoffreserve, unsere „Rohstoff-Schatzkammer“! Auch das sogenannte „Urban Mining“ ist lediglich ein moderner Begriff für etwas, was seit Jahrtausenden passiert: Das Nutzen des Sekundärrohstoffstroms für die erneute Anwendung zusätzlich zum Primärrohstoff. So bilden die Reste römischer Siedlungen vielerorts die Fundamente unserer neuen Städte. Diese seinerzeit verbauten mineralischen Baustoffe wurden zum Bau neuer Infrastruktur oder Gebäude verwendet. Beispiel ist die Wiener Stadtmauer, deren Steine in den Fundamenten der Ringstraßenbauten zu finden sind.

 

Primärrohstoffe können nie durch Sekundärrohstoffe ersetzt werden

Rohstoffe können jedoch nur dort gewonnen werden, wo diese vorkommen. Verknappungsszenarien sind zu einem großen Teil durch das Aussetzen von Genehmigungsverfahren bzw. nicht erteilte Genehmigungen künstlich erzeugt. Oftmals unterliegt die Rohstoffgewinnung in einer Nutzungskonkurrenz der Landwirtschaft oder ist in der Priorisierung der Interessen dem Natur- und Umweltschutz hintangestellt.

 

Hohe Recyclingquote bei Bau- und Abbruchabfällen

Derzeit werden rund 90% der Mengen aus Bau- und Abbruchabfällen wiederverwertet. Lediglich 10% müssen deponiert werden. Ziel ist, durch Fortführung der F&E-Aktivitäten in Zukunft auch diese restlichen 10% in den Kreislauf rückzuführen, da die eingesetzten Baurohstoffe eine wertvolle Rohstoffquelle sind, die es zu verwerten gilt. Allerdings ist aufgrund der Langlebigkeit der Produkte der Massenstrom aus dem Abbruch und Rückbau meist örtlich und mengenmäßig begrenzt. Eine Erhöhung des Sekundärrohstoffstroms wäre also nur durch zunehmende Abbruch- und Rückbauaktivitäten zu erzielen.

 

Sortenreine Trennung entscheidend für Wiederverwertungsquote

Grundsätzlich lassen sich alle mineralischen Baustoffe sehr gut rezyklieren. Die sortenreine Trennung ist dabei der Schlüssel zu einer hohen Wiederverwertungsquote.

 

Beton lässt sich beinahe zu 100% wiederverwerten. Sobald der Beton vom Stahl getrennt ist, kann der Beton zu Betongranulat gebrochen und im Straßenbau ungebunden oder als Betonzuschlagsstoff eingesetzt werden. Die Verwendungsart ist auch von der Beanspruchung in der ersten Verwendungsphase abhängig.

 

Auch Asphalt kann nach dem Aufbruch zu 100% wiederverwertet werden.

 

Dachziegel, keramische Pflastersteine bei Verlegung im Sandbett und auch Mauerziegel können prinzipiell sehr gut wiederverwendet werden. Auch der im Produktionsprozess auftretende Schleifstaub oder aufbereitete Ziegelbruch wird entweder im eigenen Produktionsprozess wiedereingesetzt oder für die Herstellung von Zementklinkern verwendet. Gemahlener Produktionsbruch kann auch als Tennissand verwendet werden. Bereits im Bauwerk verwendete Ziegel sind häufig durch Putze oder Anstriche „verunreinigt“ und können daher oftmals nicht mehr 100% in die Ziegelproduktion zurückgeführt werden. Bei einer sortenreinen Trennung kann jedoch, ohne die Produktqualität zu beeinflussen, bis zu 15% Ziegelsplitt recycelt werden. Recycling-Ziegelmaterial kann als Zuschlagstoff für die Produktion von Bindemittel und Beton verwendet werden. Aufgrund seiner hohen Porosität eignet es sich aber auch besonders zur Speicherung von Niederschlägen und damit als idealer Nährboden von Dachbegrünungen und Baumsubstraten sowie zur Oberflächenwasserbekämpfung bzw. -speicherung.

 

Auch Gipsplatten aus der Produktion oder Verarbeitung (Verschnitt) lassen sich zu neuen Gipsprodukten verarbeiten. Der Rohstoff Gips an sich ist das Paradebeispiel einer unendlichen Wiederverwertung.

 

Ungebundene Materialien aus dem Straßenbau sind für ähnliche Zwecke ebenso 100%-ig wiederverwertbar.

 

Jede Form der Wiederverwertung ist anzustreben

Das Um und Auf ist eine sortenreine Trennung der Bau- und Abbruchabfälle. Ebenso braucht es rechtliche Rahmenbedingungen, die der Wiederverwertung nicht entgegenstehen, wie beispielsweise Abfallende-Regelungen. Als Branche sind wir gefordert weiter in F&E zu investieren. Das zu Beginn eines neuen Produkts stehende „Design for Recycling“ spielt eine große Rolle, um einen sortenreinen Rückbau auch tatsächlich zu ermöglichen.

 

Die Vorteile der Kreislaufwirtschaft liegen jedenfalls darin, dass mineralische Baustoffe stets regional verfügbar sind, den Bedarf der Gesellschaft abdecken und diese ihr Leben lang begleiten. Primärrohstoffe werden zu Sekundärrohstoffen und bilden damit eine „Rohstoff-Schatzkammer“ für zukünftige Generationen. Sekundärrohstoffe können jedoch nur einen kleinen Teil des Primärrohstoffstroms ersetzen. Die Substitutionsquote, also der Ersatz von Primär- durch Sekundärrohstoffe, liegt derzeit aufgrund der Langlebigkeit der Produkte bei rund 10% in Relation zum Gesamtbedarf.