© Forum Rohstoffe/Marko Kovic
 

Beim „Rohstoffsymposium 2019“ des Forums mineralische Rohstoffe wurden die Versorgungssicherheit und die nachhaltige Gewinnung von mineralischen Rohstoffen diskutiert. Fazit: Die wachsenden Ballungsräume bilden eine starke Nachfrage nach Baurohstoffen. Beschäftigung, Artenvielfalt und Wohlstand – das waren die Leitthemen einer Enquete des Forums mineralische Rohstoffe am 7. Mai in Wien. Beim „Rohstoffsymposium 2019“ im Palais Niederösterreich wurde nicht nur über den Bedarf an Sand, Kies, Ton und Naturstein für Gebäude und Infrastruktur diskutiert. „Die nachhaltige Sicherung von Rohstoffen ist ein Thema, das alle betrifft“, betont Forum mineralische Rohstoffe -Geschäftsführer Robert Wasserbacher. Rund 150 Teilnehmer verfolgten im Palais Niederösterreich ein buntes Vortrags- und Diskussionsprogramm zu Herausforderungen und Problemfelder der Rohstoffgewinnung in Österreich hinsichtlich des Bedarfs, der Nutzung, des Transports und der Verwendung mineralischer Rohstoffe. Eine zentrale Herausforderung für die Branche sind Oberflächenrohstoffe, die generell einem allgemeinen Widmungsregime unterliegen. Das heißt: Es gibt zwar Empfehlungen, noch vor einer langfristigen Versiegelung von Flächen durch Bautätigkeiten diese auf eine nutzvolle Entnahmemöglichkeit von Rohstoffen zu prüfen – im Hinblick auf eine langfristige Versorgungssicherheit wären allerdings verpflichtende Maßnahmen sinnvoll. Nachhaltigkeitsministerin a.D. Elisabeth Köstinger eröffnete die Veranstaltung mit einem Startschuss für die Erarbeitung einer integrierten Rohstoffstrategie, die auch zur Erreichung der Energie- und Klimaziele beitragen soll. „Wir brauchen in Österreich ausreichende mineralische Ressourcen, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein“, betonte Köstinger. „Jedes Windkraftwerk und viele moderne Energiespeicher bestehen aus mineralischen Grundstoffen. Indem wir erstmals eine umfassende Strategie entlang der gesamten Rohstoff-Wertschöpfungskette – von der Gewinnung bis zur Abfallwirtschaft – erarbeiten, gestalten wir die heimische Ressourcenpolitik zukunftsfit und nachhaltig“, erklärte Köstinger. Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf verweist darauf, dass eine wachsende Bevölkerung und ein steigender Wohlstand auch einen erhöhten Bedarf an Rohstoffen mit sich bringen. Dennoch möchte niemand Rohstoffgewinnung in seiner Nähe haben. „Dieser ‚not in my backyard‘-Zugang ist allerdings problematisch. Denn gerade bei schweren Rohstoffen ist es besser, die Transportwege kurz zu halten. Wir sollten daher ein entsprechendes Augenmaß bei Genehmigungsverfahren walten lassen“, sagt Kopf.

Robert Holnsteiner, Abteilung Mineralrohstoffpolitik im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, rechnet mit „moderaten Steigerungen“ des Bedarfs an Baurohstoffen in den nächsten Jahren. Auch er sieht zentral die Frage zur Sicherung der Bedarfsdeckung – und ob Österreich auf Dauer „ein Land der Selbst- und Nahversorger“ bleiben könne. Auch eine Sicherung des Zugangs zu einer Gewinnungsstätte alleine sei keine Garantie für Grundstücksverfügbarkeit. Die Branche mache jedenfalls einen „guten Job“, weiß Holnsteiner, das würden auch Umfragen bestätigen, die eine breite Akzeptanz durch Bevölkerungsteile zeigen, die nahe an den Gewinnungsstätten sind. Devin Bicer von der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich präsentierte aktuelle Wirtschaftsdaten und Statistiken demographischer Entwicklungen. Jemand, der heute in Österreich geboren wird, hat eine 33-prozentige Chance, 100 Jahre alt zu werden. Dies stelle auch unsere Gesellschaft hinsichtlich Infrastrukturfragen vor neue Herausforderungen. Nicht nur in Österreich, auch global wird sich der Bevölkerungszuwachs weiter auf die Ballungszentren konzentrieren – mit entsprechendem Bedarf für Bautätigkeiten. Lothar Benzel, Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg, diskutierte die gemeinsame Rohstoffgewinnung im Bodensee-Raum. Langfristig versiegelte Flächen durch Bautätigkeiten sind auch in Deutschland ein großes Thema. Doch gerade eine lokale Rohstoffsicherung könne die Versorgung dauerhaft sicherstellen. Dies sei letztlich aufgrund kürzerer Transportwege auch ein ökologisches Argument und würde Lärmbelästigungen gesamt reduzieren. Ronald Blab, TU Wien, stellte eine Untersuchung zum Thema Transportgewichte und Straßenbelastungen vor. Aus der Studie lassen sich Empfehlungen für eine Erhöhung des höchst zulässigen Gesamtgewichts von LKW ableiten, bei dem die Gesamtzahl der Transporte reduziert werden kann. Eva Horn, Universität Wien, stellte Überlegungen zur Nachhaltigkeit im Anthropozän an, dem geologischen Erdzeitalter, in dem auch der Mensch zu einer treibende Gewalt geworden ist. In einer abschließenden Diskussionsrunde mit Alfred Riedl, Präsident des Gemeindebundes, und Vertretern des Europäischen Gesteinsverbands UEPG, dem deutschen Bundesverband für mineralische Rohstoffe MIRO, BirdLife Österreich und Viadonau, wurden die Themen Raumordnung und -planung auf den Ebenen Bund, Land und Gemeinden, sowie aus Sicht des Naturschutzes und der Transportwirtschaft diskutiert.