Der sichere Zugang zu Ressourcen wie mineralische Rohstoffe ist eine wirtschaftliche Frage von zunehmender strategischer Bedeutung und stellt eine Grundvoraussetzung für die Absicherung eines Industriestandortes dar. Die Versorgung der Wirtschaft mit Sand, Kies und Schotter ist längst kein Thema mehr, mit dem sich Österreich allein auseinanderzusetzen hat.

Die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen ist für Europa eine Herausforderung, die eine gemeinsame Strategie aller Mitgliedsstaaten erfordert. Europa benötigt jährlich 3,5 Mrd. Tonnen Baurohstoffe, die vorwiegend im Hoch- und Tiefbau eingesetzt werden. Um diesen Bedarf weiter sicher zu stellen, hat die Europäische Kommission bereits im November 2008 eine Strategie präsentiert, die eine verbesserte Versorgung und Absicherung Europas mit nicht-energetischen Rohstoffen langfristig sicherstellen soll. Industriekommissar Günter Verheugen stellte im Rahmen seiner Präsentation der „EU-Rohstoffinitiative: Sicherung der Versorgung Europas mit den für Wachstum und Beschäftigung notwendigen Gütern“ fest, dass „mineralische Rohstoffe für das nachhaltige Funktionieren unserer modernen Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung“ sind und führt weiters aus, dass „diese Rohstoffe wesentlich für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der europäischen Wirtschaft“ sind. Die vorgestellte Rohstoffinitiative fußt auf drei Säulen. Erstens: gesicherter Zugang zu Rohstoffvorkommen in Drittländern zu gleichen Bedingungen für alle. Zweitens: Förderung einer nachhaltigen Versorgung mit Rohstoffen aus europäischen Quellen. Drittens: Steigerung der Ressourceneffizienz und Förderung der Kreislaufwirtschaft.

In der zweiten Säule werden vor allem die Notwendigkeit einer Festlegung einer nationalen Rohstoffpolitik zur Gewährleistung einer wirtschaftlich vertretbaren Rohstoffgewinnung sowie die Festlegung einer Raumordnungspolitik für min. Rohstoffe aufgezeigt. Voraussetzung dafür ist die Erstellung einer digitalen geologischen Wissensdatenbank, eine transparente Methodik zur Erkundung min. Rohstoffe sowie eine langfristige Schätzung der regionalen und lokalen Nachfrage. Weiters muss die Erkundung und Sicherung der min. Rohstoffvorkommen unter Berücksichtigung anderer Landnutzungsarten, sowie die Einführung eines klaren und verständlichen Verfahrens zur Genehmigung der Exploration und Gewinnung, das Rechtssicherheit bietet, sichergestellt werden.

Der Österreichische Rohstoffplan – Meilenstein in der Rohstoffsicherung

Der im Jahr 2010 fertig gestellte „Österreichische Rohstoffplan“ wird nicht nur in Österreich als Meilenstein in der Rohstoffsicherung angesehen, auch die EU-Kommission befürwortet im Zuge der europaweiten „Raw Materials Initiative“ den heimischen Ansatz sogar als „Best Practice“-Modell eines nachhaltigen Ressourcenmanagements. In enger Zusammenarbeit mit der Geologischen Bundesanstalt und den Bundesländern ist es im Auftrag des Wirtschaftsministeriums gelungen, Vorkommen von Sand, Kies und Bruchsteinen zu identifizieren, die ohne raumordnerische Konflikte gewonnen werden können. Diese Vorkommen sollen nunmehr in der Raumplanung der Bundesländer berücksichtigt werden und so eine Rohstoffversorgung für mindestens 50 Jahre (Lockergesteine) bzw. über 100 Jahre (Festgesteine) garantieren.

So wie Wohngebiete, Gewerbezonen und Naturschutzgebiete definiert sind, müssen auch die Gewinnungszonen für min. Rohstoffe Eingang in die Planungen finden. Bei der Erarbeitung des Österreichischen Rohstoffplans wurde erstmals eine vollständige Inventur heimischer Vorkommen von Baurohstoffen durchgeführt. Computergestützt wurden Eignungsflächen ermittelt und in einem weiteren Schritt digital mit raumordnerischen Verbotszonen (z.B. Bauland, Nationalparks) und Konfliktzonen (z.B. Landschaftsschutzgebiete, wasserwirtschaftliche Vorrangzonen, Natura 2000-Gebiete) verschnitten. Als Ergebnis resultieren Flächen bester Rohstoffqualität, die keine Raumkonflikte aufweisen. Für jedes Bundesland wurden maßgeschneiderte Modelle entwickelt, in denen die raumordnerischen Möglichkeiten bzw. Vorstellungen voll berücksichtigt wurden. Um für die kommenden 50 Jahre die Wirtschaft mit Sand- und Kies zu versorgen, sind lediglich 0,15 % der Fläche des Bundesgebietes erforderlich. Zum Vergleich bestehen in Österreich ca. 270.000 km Forststraßen, ein Flächenbedarf von ca. 1,2 %!

Mit dem Österreichischen Rohstoffplan hat die öffentliche Verwaltung erstmals jene Rahmenbedingungen geschaffen, die eine Grundlage zur langfristigen Standortsicherung der Unternehmen und zur Mineralrohstoffversorgung darstellen. Mit diesem können die Entscheidungsträger langfristig sicherstellen, dass neben der Rohstoffversorgung der Gemeinde auch die wirtschaftliche Wertschöpfung der Branche in der Gemeinde bleibt. Der Österreichische Rohstoffplan, der auf einen breiten Konsens zwischen Bund, Ländern und der einschlägig tätigen Wirtschaft abzielt, stellt somit einen wichtigen Generationenvertrag zur Rohstoffsicherung dar.

Ressourceneffizienz nicht zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit

Einen Schwerpunkt in der EU-Nachhaltigkeitsstrategie bildet der Bereich „Schutz und Management der natürlichen Ressourcen“ mit dem Ziel eines verantwortungsbewussteren Umgangs damit. In einem im September 2011 von der Europäischen Kommission vorgestellten „Fahrplan“ wurde die nachhaltige Umgestaltung der europäischen Wirtschaft bis zum Jahr 2050 präsentiert. In diesem „Fahrplan für ein Ressourcen schonendes Europa“ wird erläutert, wie das ressourceneffiziente Wachstum erreicht werden kann, das für unser Wohlergehen und unseren Wohlstand in Zukunft unerlässlich ist. Der Fahrplan zur Ressourceneffizienz enthält auch eine Vision für das Jahr 2050. „Alle Ressourcen werden nachhaltig bewirtschaftet, von den Rohstoffen bis hin zu Energie, Wasser, Luft, Land und Boden. Die Klimaziele sind erreicht und Biodiversität und die ökosystemaren Dienstleistungen sind geschützt.“ Der vorgelegte Fahrplan zur Ressourceneffizienz setzt im Kern auf Minimierung der Nutzung natürlicher Ressourcen und auf deren schonenden Einsatz bei der Produktherstellung. Schlüssel dazu soll eine jährlich vorgegebene Zieleinsparung für den Rohstoff- und Materialgebrauch sein. Allerdings kann eine Umsetzung dieser Ziele nur in enger Abstimmung mit der Wirtschaft erfolgen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind den min. Rohstoffe gewinnenden Unternehmen weitere Kosten und administrative Belastungen nicht zumutbar.

Gesamtverbrauch pro Jahr in Österreich:
100 Mio. Tonnen Sand, Kies, Naturstein, Industrieminerale

Burgenland 3.40 Millionen Tonnen
Kärnten 6.72 Millionen Tonnen
Niederösterreich 19.28 Millionen Tonnen
Oberösterreich 16.93 Millionen Tonnen
Salzburg 6.35 Millionen Tonnen
Steiermark 14.49 Millionen Tonnen
Tirol 8.46 Millionen Tonnen
Vorarlberg 4.42 Millionen Tonnen
Wien 20.30 Millionen Tonnen